Minze aufs Papier

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Wilsdruffs Unternehmer bündeln ihre Kräfte

n neues Business-Netzwerk möchte nicht nur als Interessenvertreter nach außen auftreten. Die Mitgliedschaft soll auch andere Vorteile bringen.

In Wilsdruff haben mehrere Unternehmen ein Netzwerk gegründet. Dieses will künftig nicht nur Sprachrohr der Unternehmen sein, sondern diese untereinander näherbringen. Es sollen auch Dienstleistungen für benachbarte Firmen bereitgestellt werden.

Initiiert wurde das Netzwerk von der Kristin Reinig. Sie ist Geschäftsführerin der Kesselsdorfer Werbeagentur “Minze aufs Papier”. Die Initialzündung sei ein Auftrag gewesen, sagt sie. Das Ungewöhnliche war, dass ihr Auftraggeber über einen Umweg – nämlich über eine Firma in Heidenau – auf ihre Agentur aufmerksam geworden ist. Dabei sitze man nur wenige Meter voneinander im Kesselsdorfer Gewerbegebiet. “Das hat für Lacher gesorgt”, erinnert sich die 47-Jährige. Dieses Erlebnis brachte etwas ins Rollen.

Die Marketingfrau war sich sicher, dass das Erlebte kein Einzelfall sei. Das bestätigte sich, als sie sich umhörte. Viele Firmen in Wilsdruff und Kesselsdorf kennen zwar ihre unmittelbaren Nachbarn. Doch was die Firmen tun, die zwei, drei Straßen weiter ihren Sitz haben, wisse man nicht. “Das kann doch nicht sein”, sagt sie. Aufgefallen sei ihr zudem, dass Wilsdruff zwar schon lange ein bedeutender Wirtschaftsstandort in der Region ist, doch nach außen ist dieser eher sehr schlecht sichtbar.

Das hat sie auf die Idee gebracht, ein Business-Netzwerk zu gründen. Es sollte nicht nur bei der Idee bleiben. Zunächst holte sie sich das Feedback von ihren Gesellschaftern. Dort rannte sie offene Türen ein. Auch Bürgermeister Ralf Rother (CDU) sicherte ihr Unterstützung zu. Zusammen mit der Stadt hat sie die Unternehmen angeschrieben und sie zu einem ersten Treffen eingeladen. Das sollte Mitte März stattfinden.

Zum ersten Treffen kamen 25 Unternehmer aus sehr unterschiedlichen Firmen. Der Tenor: “Endlich passiert was.” Kristin Reinig erklärte sich bereit, das Netzwerk auf den Weg zu bringen. Sie konzipierte eine Website, sammelte Mitstreiter. Mit diesen verständigte sie sich darauf, das Netzwerk als Verein anzulegen. Denn bei dieser Form kann jeder mitreden. “Am Ende gilt der Mehrheitsbeschluss. Das finde ich bei einem Interessenverband demokratisch.” Bei einer GmbH müsste es einen Geschäftsführer und Gesellschafter geben, die letztlich bestimmt hätten, wie und was gemacht werden soll.

Neuer Verein stellte sich am Donnerstag vor

Der Verein wurde am 24. Juli ins Vereinsregister eingetragen. Den Vereinsvorsitz hat Thomas Gräbner von der Grundbesitz- und Beteiligungsgesellschaft HM3T GmbH aus Kesselsdorf übernommen, sein Stellvertreter ist Andreas Hanitzsch von der gleichnamigen Kesselsdorfer Spedition. Als Kassenwart arbeitet Mathias Berndt von der Unternehmensgruppe Berndt. Kristin Reinig ist eine von vier Beisitzern. Geregelt wurde auch die Finanzierung des Vereins. Es werden Beiträge erhoben, die sich an der Zahl der Mitarbeiter in den Unternehmen orientiert. Das basiert auf Selbstauskunft.

Seinen ersten Auftritt hatte der Verein am Donnerstag in der Wilsdruffer Firma Purem bei Eberspächer. Hier stellte Thomas Gräbner den Verein, der sich als Schnittstelle zwischen Unternehmern, Politik und Zivilgesellschaft versteht, vor und erläuterte vor knapp 20 Gästen aus der Unternehmerschaft aus Wilsdruff und Kesselsdorf sowie Bürgermeister Rother die Schwerpunkte der künftigen Tätigkeit. Diese soll aus drei Säulen bestehen.

Sprachrohr für kleine und große Unternehmen

Das Netzwerk möchte den Wirtschaftsstandort Wilsdruff, der noch zu sehr im Schatten von Dresden steht, sichtbar machen. Dazu soll der Verein die gemeinsamen Interessen der Firmen nach außen vertreten. Das meine alle Unternehmen aus der Stadt, nicht nur die, die in den Gewerbegebieten Wilsdruff und Kesselsdorf tätig sind, so Reinig.

Die zweite Säule soll das gemeinsame Lösen von Problemen sein. Beispiele dafür sind das Werben um Mitarbeiter oder das Einfordern von besseren Verbindungen durch den Nahverkehr. “Wenn einer was macht, versickert das, aber wenn sich 50 Unternehmer melden, hat das eine ganz andere Wirkung”, begründete Kristin Reinig das Vorgehen.

Die dritte Säule ist die Nachbarschaftshilfe zwischen den Unternehmen. Auf einer internen Plattform kann man Fragen wie diese stellen: “Wer kann eine Hüpfburg ausleihen?”, “Wer vermietet Konferenzräume?” oder “Wer kann mit einem 3D-Drucker aushelfen?” Die Kommunikation soll nach dem Vorbild von Ebay-Kleinanzeigen laufen. “Die ersten Fragen gab es bereits”, sagt Kristin Reinig.

Das nächste Ziel des Vereins: “Wir wollen um neue Mitglieder werben”, sagt Vereinschef Thomas Gräbner. Bürgermeister Rother sicherte indes weitere Unterstützung zu: Er freue sich, dass es nun ein Sprachrohr gibt. “Es wird einfacher, Dinge zu initiieren.” Er hofft, dass sich viele Unternehmer dem Verein anschließen. “Vielleicht gelingt es, dass jedes Mitglied bei jedem Treffen immer noch zwei neue mitbringt.” So könnte der Verein in ein zwei Jahren so viele Mitglieder haben, dass dieser eine “ordentliche Schlagkraft hat”.